Mit der Digitalisierung kamen für Medienunternehmen und Journalist:innen eine stetig wachsenden Flut von Informationen, News und Quellen dazu. Trends entstehen heute ohne Pause und sind dank der fortschreitenden “Tiktokisierung” auch schnell wieder Schnee von gestern. Für Redaktionen wird es zwischen allen Kanälen immer schwieriger, relevante Themen zeitnah zu identifizieren, zu bewerten und für die Zielgruppe ansprechend aufzubereiten. Dabei ist das Monitoring von News und Trends, um neue Stories zu entwickeln, eine Kernaufgabe für Redaktionen. Sie müssen entscheiden, was relevant und wichtig für Leser:innen und die Gesellschaft ist. Manuell schafft das niemand alleine, aber kann dieser Prozess der Themenfindung nicht effizienter gestaltet werden? Erfahre hier, wie automatisiertes Topic Spotting und Medienmonitoring Journalist:innen bei der Themenfindung unterstützt und dafür sorgt, dass sie den Kopf frei haben, um relevante Inhalte zu erstellen.
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Wie finden Medienunternehmen das richtige Thema?
Die Medienbranche steht vor der Herausforderung, relevante und informative Inhalte zu erstellen, die ihre Zielgruppe nicht nur genau ansprechen, sondern das auch zum richtigen Zeitpunkt tun. Außerdem müssen die Stories in das Konzept und die Redaktionsplanung passen. Doch wie finden Redaktionen die passenden Themen in der Fülle an Nachrichten? Traditionell ist die Themenfindung eine manuelle und langwierige Aufgabe:
- Nachrichten sichten und filtern
- Informationen bewerten
- Relevante Themen identifizieren
- In einer Redaktionskonferenz diskutieren
- Stories recherchieren und ausarbeiten
Gut zu wissen: Um themenzentriert zu arbeiten und gemeinsam an einem Strang zu ziehen, kommen in immer mehr Medienhäusern Newsrooms zum Einsatz.
Welche Faktoren spielen bei der Themenfindung eine Rolle?
Die Themenentscheidung erfolgt in Konferenzen und Co. nicht aus dem Bauch heraus. Themen finden hängt in Redaktionen mit unterschiedlichen Faktoren zusammen:
1. Die Nachrichtenfaktoren
Die sogenannten Nachrichtenfaktoren sind beim Topic Spotting wichtige Kriterien, mit denen Redaktionen ein Thema bewerten. Diese Faktoren benennen Merkmale eines Ereignisses, durch die sie für Journalist:innen wichtig oder eher unwichtig erscheinen. Dazu gehören beispielsweise Faktoren wie „Nähe“ (fand ein Ereignis in der eigenen Stadt statt?), „Aufmerksamkeitsstärke“ (eine Garantie, dass viele Konsument:innen Interesse am Beitrag zeigen werden) oder „Tragweite“ (welche Folgen kann das Ereignis haben?). Auch Faktoren wie „Kuriosität“, „Prominenz“ oder „Dramatik“ können beeinflussen, in welcher Form das Thema bearbeitet wird und welche konkreten Aspekte die Redaktion darstellt oder besonders hervorhebt.
Es gibt verschiedene Modelle mit unterschiedlichen Nachrichtenfaktoren oder Nachrichtenwerten (aus dem Englischen von „news value“), die sich im Laufe der Zeit verändert haben. So nannte die erste Studie zum Nachrichtenfaktor von Walter Lippmann im Jahr 1922 folgende Elemente: Überraschung, Sensationalismus, Etablierung, Dauer, Struktur, Relevanz, Schaden, Nutzen, Prominenz und Nähe. In den späten 1970er Jahren spricht der Kommunikationswissenschaftler Winfried Schulz dagegen von: Zeit, Nähe, Status, Dynamik und Valenz. Was vor knapp einem Jahrhundert zum ersten Mal von Forschern untersucht wurde, ist auch im heutigen digitalen Zeitalter von Bedeutung und spielt bei der Themenfindung der Redaktionen – meist unbewusst – noch immer eine Rolle.
2. Interne Faktoren
Wenn Nachrichtenfaktoren eine objektive Komponente haben, so gibt es auch eine subjektive: Die Struktur und Organisation einer Redaktion beeinflussen maßgeblich, wie sie ihre Themen findet. So gibt es zwar Konferenzen und Diskussionen, aber eben auch eine Hierarchie. Chefredakteur:in, Chef:in vom Dienst oder Ressortleiter:innen haben bei Themen eher das letzte Wort als die Redaktion. Und auch wenn es Bemühungen gibt, einen „Confirmation Bias“ zu verhindern (also die Neigung der Menschen, Informationen so auszuwählen und zu interpretieren, dass diese die eigenen Erwartungen bestätigen), so kann oft nicht ganz verhindert werden, dass der Themenfindungsprozess von den Perspektiven einzelner Teammitglieder:innen geprägt ist. Immer wieder kommt es deswegen zu Grundsatzdiskussionen, um objektiv und vielfältig zu berichten.
3. Die Konkurrenz
Auch die Berichterstattung anderer Medien kann Einfluss darauf nehmen, wie Journalist:innen Themen finden und auswählen. Redaktionen beobachten häufig, worüber ihre Mitbewerber und vor allem Leitmedien berichten, um sicherzustellen, dass sie relevante Themen nicht übersehen und bei der Zielgruppe wahrgenommen werden.
4. Das Finanzielle
Finanzielle Aspekte können ebenfalls eine Rolle bei der Themenwahl spielen. Manchmal bevorzugen Journalist:innen Themen, die eine höhere Zugkraft auf Werbekunden oder Sponsoren haben, weil die Themen viele neue Nutzer:innen bringen. Und ein anderes Mal kann bei der Themenwahl mitentscheidend sein, dass es nicht immer genügend Geld und Ressourcen wie Zeit für eigenständige, aufwändige Recherchen gibt.
5. Die Nutzer:innen
Bei dem Prozess der Themenfindung dürfen die Bedürfnisse der Nutzer:innen natürlich nicht zu kurz kommen. Deswegen beeinflusst das Publikum immer öfter die Themenfindung selbst: Durch effizientes Community Management im Journalismus können Medienhäuser Leser:innen aktiv an der Gestaltung der Berichterstattung beteiligen und von den Interessen lernen. Und nicht nur Kommentare unter Artikeln oder Videos geben wichtige Hinweise: Mit Engagement und Reichweitendaten – Data Analytics – können Medienunternehmen wertvolle Erkenntnisse über das Verhalten der Zielgruppe, ihre Vorlieben und Interaktionen mit Inhalten erlangen. Auf Basis dieser Daten lassen sich dann neue Inhalte produzieren, die besser auf die Bedürfnisse ihrer Konsument:innen zugeschnitten sind.
Warum sollten Journalist:innen Trends und Medien beobachten?
Schnell reagieren
In kaum einem anderen Business ist es so wichtig, stets auf dem neusten Stand zu sein, wie in der Medienbranche. Gerade das News-Geschäft erfordert eine sofortige Reaktion auf aktuelle Ereignisse und Entwicklungen. Wer hier nicht up to date bleibt und für seine Community schnell und umfassend über Topthemen berichtet, verliert sein Publikum und den Wettbewerb. Um keine wichtigen News zu verpassen und sofort reagieren können, ist Medienmonitoring Gold wert.
Relevant bleiben
Der Medienkonsum hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Zielgruppen erwarten zunehmend personalisierte Inhalte, die auf ihre individuellen Interessen und Bedürfnisse zugeschnitten sind. Durch Trend Monitoring und die Analyse von Medieninhalten können Journalist:innen besser verstehen, was ihre Zielgruppe interessiert und bewegt. Diese Erkenntnisse ermöglichen es, Inhalte zu produzieren, die relevanter und ansprechender für die Leser:innen sind. Ein kundenorientierter Ansatz schafft Reichweite und Kundenbindung.
Die Herausforderung im Umgang mit Trends und Personalisierung: Der Balanceakt zwischen dem Erfüllen der Bedürfnisse der Zielgruppe und dem Aufrechterhalten der journalistischen Integrität. Medienunternehmen müssen sicherstellen, dass sie nicht in eine Filterblase geraten und nur noch Inhalte liefern, die den eigenen Überzeugungen entsprechen.
Inspiriert bleiben
Trends und Medienbeobachtung bieten eine wertvolle Quelle der Inspiration für Journalist:innen. Neue Ideen und Story-Ansätze können aus Medienmonitoring und Analyse aktueller Themen und Entwicklungen entstehen. Die Beobachtung von Trends kann der Redaktion dabei helfen, über den Tellerrand zu blicken und ungewöhnliche, aber relevante Geschichten zu entdecken, die sie ansonsten möglicherweise übersehen hätte.
Wie ist der Status Quo in der Medienbeobachtung?
Obwohl die Digitalisierung voranschreitet, finden sich in Redaktionen in Bezug auf das Themen finden und das Medienmonitoring nach wie vor viele manuelle Prozesse. Angesichts der enormen Informationsflut, die täglich auf Medienunternehmen einstürzt, lässt sich der Überblick über relevante Themen und Trends kaum behalten. Und auf das Sichten folgt auch ein Bewerten und Kontextualisieren. Die Herangehensweise ist zeitaufwändig und führt dazu, dass wertvolle Ressourcen in der Recherche gebunden sind, statt in der kreativen Gestaltung von Inhalten.
Themen finden automatisieren? Geht das?
Eine zentrale Frage, die sich daraus ergibt, ist: Wie schaffen es Medienunternehmen, ihre Prozesse in der Themenfindung und Recherche effizienter und effektiver zu gestalten? Hier kommt automatisches Topic Spotting ins Spiel: KI und Automation integriert in das Redaktionssystem, um den Prozess der Medienbeobachtung zu automatisieren und zu optimieren.
Der Einsatz einer derartigen Technologie bringt Medienunternehmen entscheidende Vorteile wie
- ein Überblick über eine Fülle von Quellen in Echtzeit,
- schnellere Workflows und schneller sein, als die Konkurrenz,
- personalisierte Inhalte anbieten können durch das Erkennen von Vorlieben und Interessen,
- automatische Einordnung von aufkommenden Themen und Trends,
- schnellere Handlungsmöglichkeiten bei News und
- mehr Zeit für ein gezieltes Herausarbeiten relevanter Themen.
Wie optimiert KI das Medienmonitoring?
Mit der fortschreitenden Entwicklung von KI eröffnen sich heute immer neue Möglichkeiten, die herkömmlichen Prozesse des Topic Spottings und (Social-)Media-Monitorings zu optimieren. KI-basierte Softwarelösungen sind nicht nur in der Lage, unzählige Kanäle in Echtzeit zu überwachen, sondern sie können die gesammelten Meldungen und Daten analysieren und relevante Themen und Trends in Sekundenschnelle erkennen, clustern und priorisieren. Die KI erstellt so verständliche, zusammengefasste Themenbereiche für Redaktionen.
Noch genauer identifizieren diese Systeme potenzielle Themenkandidaten durch den Einsatz von festgelegten Suchbegriffen und Social-Media-Profilen. Auch die spezifischen Interessen und Vorlieben bestimmter Zielgruppen oder sogar individueller Redakteur:innen und Leser:innen können erlernt und berücksichtigt werden.
Wie Redaktionen Automated Topic Spotting nutzen? Zum Artikel von Convit CEO Jochen Schon in Horizont
Und Medienbeobachtung mit KI geht auch noch anders: Die Newsroom Software Newsmind Stories zum Beispiel integriert dazu noch eine „Related News“-Funktion: Wenn eine Redaktion ein Thema ausarbeitet, analysiert die Software auf Wunsch den Input und zeigt mit einem Klick an, welche Veröffentlichungen zu diesem Thema es bereits durch andere Medien gab – ohne ein Zutun der Redaktion. Dies bietet einen ganzheitlichen Blick auf die Berichterstattung und die vielfältigen Perspektiven rund um ein Thema.
Eine erfolgreiche Themenfindung braucht auch den Faktor Mensch
Eine KI-basierte Lösung dient einer Redaktion im Arbeitsalltag natürlich nur als Unterstützung: Sie nimmt Arbeit ab, indem sie Themen und News in Echtzeit beobachtet und Themenbereiche vorfiltert und übersichtlich anbietet. Im besten Fall gibt es eine nahtlose Integration von KI-Lösungen, sodass eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen Redakteur:in und KI entsteht. Das ist auch wichtig, weil KI natürlich nicht alles übernehmen kann und sollte. Hier müssen Journalist:innen trotzdem ans Werk:
Fazit
Die heutige Medienlandschaft stellt Medienunternehmen und ihre Redaktionen vor eine Vielzahl von Herausforderungen. Die Digitalisierung und die Fülle an Informationen erfordern eine effiziente und intelligente Herangehensweise bei der Themenfindung und im Medienmonitoring. Künstliche Intelligenz bietet hierbei wertvolle Lösungsansätze. Durch automatisiertes Trend Monitoring und das Auswerten unterschiedlichster Quellen, übersichtlich dargestellt in Dashboards, können Medienunternehmen Inhalte und deren Entwicklungen in Echtzeit erfassen und so zeitnah relevanten Content ausspielen – ein klarer Vorteil im heute starken Wettbewerb.
Dabei bietet die passende Redaktionssoftware das Potenzial, schneller auf News reagieren zu können und mit einer gezielten Ausarbeitung relevanter Themen die Reichweite zu erhöhen. Während KI-basierte Lösungen effiziente Workflows und eine umfassenden Überblick ermöglichen, bringen die Expertise und Kreativität von Journalist:innen Authentizität und Tiefe in die Berichterstattung. Eine ausgewogene Nutzung von KI und menschlichen Talenten führt zu einer erfolgreichen Themenfindung und Recherche, die Medienunternehmen auch zukünftig konkurrenzfähig aufstellt.